Geschichte seit 1989
Anfangszeit
Am 23.06.1989 war die Ruitscher Mühle in unseren Besitz übergegangen. So weist es der Kaufvertrag aus. Kurz danach hatte unser damaliger Vorsitzender Hai die Flöcksmühle privat erworben. Da deren Wohngebäude im Vergleich zur Ruitscher Mühle in Recht gutem Zustand war – es war ein Dach darauf, das war sogar dicht, es waren Fenster und Türen drin und Toilette sowie Waschbecken gab es auch – begannen wir als erstes damit, in diesem Gebäude die Räume zu entrümpeln und in den oberen Etagen soweit herzurichten, dass man dort übernachten konnte.
Gebäude der "Flöcksmühle" im Jahr 1989. Damals war das große Stallgebäude fast nicht mehr vorhanden und nur das kleinere Haus nutzbar.
Sobald dies gewährleistet war, wurde am höchsten Punkt des Burgberges ein Fahnenmast errichtet. Fortan wurde jedes Mal wenn wir auf die Mühle kamen unsere Bundesfahne mit dem Tomburger Ritter gehisst und bevor wir heim fuhren wieder eingeholt. Man sollte ja schließlich von weitem erkennen können, dass wir da sind.
Unser Fahnenmast der gleichzeitig als Anwesenheitsanzeiger diente.
Als nächstes wurde im Erdgeschoss der große Raum mit angeschlossener offener Küche renoviert. Somit hatten wir den dringend erforderlichen Platz, um abends nach getaner Arbeit den Feierabend zu genießen und den Tag mit schallendem Gesang und Unmengen kalter Getränke ausklingen zu lassen. Zumindest im Herbst und Winter oder bei schlechtem Wetter. An schönen Tagen saßen wir eher draußen im Hof an unserer selbstgebauten Festtafel unter dem alten Nussbaum oder um die Feuerstelle herum.
Nachdem wir so also ein erstes Domizil hatten, nahmen wir die Ruitscher Mühle in Angriff.
Die ersten 10 Jahre (bis 1999)
Die nachfolgenden Bilder geben einen Eindruck davon, wie es damals aussah. Das sieht schon schlimm aus. In Wirklichkeit war es aber viel, viel schlimmer! In den Gebäuden lagen überall Schutt, Unrat, tote Nagetiere und die Hinterlassenschaften von lebenden. Überall pfiff der Wind hindurch und regnete es hinein. Nirgendwo waren Türen und Fenster drin, es gab kein fließendes Wasser, also auch kein Waschbecken, keine Dusche, keine Toilette, außerdem kein Licht und keine Möglichkeit zu heizen. Es gab nichts! Wirklich gar nichts. Außer unserem Optimismus und hochfliegenden Träumen.
Haupthaus Vorderseite 1988
Haupthaus Rückseite 1989
Der Traum
Wenn wir hier im Haupthaus eine neue Decke einziehen und das Dach erneuern, dann können wir die oberste Etage bis zum Dach hin offen lassen und als großen Festsaal nutzen. Mit einem riesen Kronleuchter. Mindestens vier Meter Durchmesser muss der haben, so groß wie der Raum ist. Darunter eine 8 Meter lange Festtafel aus dicken Eichenbohlen. Außen an den Wänden umlaufend Sitzbänke. An die Seitenwand ein großer offener Kamin, 3 Meter breit und 2 Meter hoch, am besten mit einem Wotansschlitten darüber. In die Etage darunter kommt eine große Küche, so richtig ausgestattet mit Edelstahl-Geräten. In die Ecke ein kleiner Aufzug, damit man die Speisen nicht immer über die Treppe hochtragen muss. Ins Treppenhaus machen wir auf jeder Etage zwei Toiletten und vielleicht auch jeweils eine Dusche. In den Anbau können wir Schlafräume, Gruppenräume oder Gästezimmer machen.
Bei der Scheune muss nur ein neues Dach drauf und die ist schon fast wieder gut. Dort machen wir unten einen Aufenthaltsraum und oben, bis unters Dach offen, einen Schlafsaal, mit einer umlaufenden Balustrade. Darunter und darauf jeweils umlaufend Doppelstockbetten. Das gibt Schlafplätze für mindestens 30 oder 40 Personen. Wenn man den Boden ebenfalls nutzt sogar noch mehr. In die Raummitte dann zwei oder drei große quadratische Tische, wo die Pimpfe Karten spielen oder Brettspiele machen können, oder sich zum Lieder und Gitarre üben zusammensetzen können. Auf die andere Seite könnten wir eine Bibliothek machen, vielleicht mit der Möglichkeit, Hängematten aufzuhängen. Auch wieder mit Tischen, wo man sich zusammensetzen kann. Den alten Schweinestall bauen wir zu einer Werkstatt aus. Da vorne ist genug Platz für eine Schreinerei, in die Mitte kann eine Metallwerkstatt und da hinten, da wo der Kamin ist, da machen wir eine Schmiede hin. Dann können wir Schmiedekurse anbieten und unsere eigenen Messer herstellen.
In die Flöcksmühle kommen dann Schlafräume für unsere alten Herren. Die sollen ja ruhig auch kommen und irgendwo schlafen dürfen. Aber nicht so oft und nicht direkt mittendrin. Im Wald am Burgberg haben wir genügend Holz, um uns zu versorgen, und auf den Wiesen können wir Kothen und Jurten aufstellen und Lager für bestimmt 500 Personen veranstalten. Man müsste halt nur eine Brücke über die Nette bauen…
So in etwa stellten wir uns das vor, damals.
Also fleißig in die Hände gepackt und kräftig angespuckt. Äh nein… Moment… nein, anders herum: Also kräftig in die Hände gespuckt und fleißig angepackt!
Als allererstes wurden die Gebäude und das Gelände aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Soll heißen, wir mussten uns erst einmal durch ein Dickicht aus meterdicken Hecken von Brombeeren und Brennnesseln schneiden, meterhohes Gras mähen, kleine Bäume wegschneiden und so weiter, bevor wir uns überhaupt in die Gebäude hinein und auf dem Gelände herum bewegen konnten.
Dann kam:
Die Sach‘ mit dem Dach.
Trotz der ganzen Arbeit über den Sommer hinweg hatten wir auch für dieses Jahr unsere traditionelle Winterfahrt geplant. Dabei handelt es sich um eine mehrtägige Wanderung zwischen Weihnachten und Neujahr. Diesmal sollte sie von der Ruine Tomburg zur Ruitscher Mühle gehen und somit einen Bogen von der Bundesgründung bis zum Erwerb unseres eigenen Bundessitzes schlagen. Aber wo sollten wir mit so vielen Personen Silvester feiern? Der große Raum in der Flöcksmühle wäre dazu zu klein gewesen. Da stellten sich viele Fragen: "Könnte man nicht hier notdürftig etwas zaubern?“ – „Wäre es möglich dort etwas provisorisch herzurichten?“- „Vielleicht so“ und „Ja aber“ standen sich oftmals gegenüber.
Kurz und gut! Nach einigem hin und her reifte der Plan in den noch verbleibenden Wochen das komplette Dach des alten Stalls zu erneuern. Und nun ging es rund! Das Wiederherstellen des Daches war nicht die einfachste Arbeit. Es wurden Ringanker betoniert, Giebel ausgebessert und hochgemauert, das Dach vermessen und das Holz bestellt. Mitte November war der große Augenblick gekommen. Der Dachstuhl wurde von uns selbst an nur einem Wochenende aufgestellt. Das eigentlich fällige Richtfest wurde ganz bescheiden gefeiert, denn es blieb ja noch genug bis zur Winterfahrt zu tun.

Der Dachstuhl musste noch fertig mit Brettern verschalt werden. Dabei war es so kalt, dass das Bier in den Flaschen gefror und man kaum die Nägel zwischen den Fingern halten konnte. Anschließend musste noch eine Schicht Dachpappe aufgenagelt und eine weitere Aufgeschweißt werden.
Aber wir haben es geschafft. Den Jahreswechsel konnten wir, durch unser neues Dach vor Wind und Wetter geschützt, auf unserem eigenen Bundessitz feiern.

Das Ordenshaus
Als nächstes wurden die Räume im nördlichen Querbau entrümpelt, Fenster und Türen eingebaut, Strom verlegt und Lampen aufgehängt. Die Fenster für die Vorderseite hatte Hai schon gemeinsam mit den Fenstern für das Jungenhaus in Auftrag gegeben und gestiftet, damit es wenigstens von außen ein einheitliches Bild gibt. Eingebaut haben wir die natürlich selber. Die Fenster hinten und die Türen bekamen wir aus allen Himmelsrichtungen geschenkt. Wir mussten sie nur abholen und selbstverständlich einbauen.

Den verschiedenen Orden (zur Erklärung des Begriffs siehe den Text Von Rittern und Knappen) wurden dann in diesem Bau Räume zugewiesen, weshalb dieser Teil seitdem bei uns ‚Ordenshaus‘ heißt. Jeder Orden begann daraufhin in Eigenarbeit, in Eigenverantwortung und mit Eigenmitteln mit dem Ausbau. Unten im Erdgeschoss die Korsaren und der Rheinische Orden, oben im ersten Stock die Samojeden, Schwaben und Nordländer. Jeder baute seinen Raum so aus, wie er es haben wollte. Korsaren und Samojeden nüchtern-funktional, die Schwaben rustikal und die anderen banal.

Das alte Haupthaus
Parallel dazu haben wir aus dem Haupthaus die durchgeweichten und schon halb herunter gebrochenen Decken vollständig entfernt. War das eine Plackerei. Schließlich musste alles mit reiner Muskelkraft, Pickeln, Hämmern, Schippen und Schubkarren abgerissen und heraus geschafft werden. Auch das alte Dach wurde herunter genommen. Natürlich taten die ganzen Abrissarbeiten in der Seele weh. Wir wollten doch aufbauen und nicht abreißen! Aber aus Sicherheitsgründen musste es sein. Zu groß war die Gefahr, dass jemand die morschen Decken betritt und abstürzt. Außerdem waren die Außenmauern aus Bruchsteinschiefer bereits feucht geworden, sodass das Gewicht des ebenfalls schon morsch gewordenen Dachstuhls die Mauern nach außen drückte und die Gefahr bestand, dass alles unkontrolliert zusammenbricht und jemand erschlagen wird. Also musste es sein.
Nachdem das Gebäude komplett entkernt war, wurde es von außen gegen unbefugtes Betreten gesichert. (Kleiner Einschub am Rande: Noch 1999 hatten wir die Hoffnung, das Haupthaus wieder aufbauen zu können, nachzulesen in einer Festschrift zum 10 jährigen Jubiläum.)

In ähnlicher Weise ging es in den Folgejahren weiter. Ein Projekt folgte dem Nächsten.
Ausbau des Jungenhauses
Im großen Saal unten im Jungenhaus wurden Balken eingezogen und die Decke mit Nut- und Feder-Brettern verkleidet. Die Wände wurden verputzt, der Boden gefliest und eine umlaufende Holzvertäfelung an der Wand angebracht. Zum Heizen wurde ein Holzofen installiert. Im hinteren Bereich des Hauses wurden eine Dusche und zwei Toiletten eingebaut und unser Wirtschaftsraum hergerichtet.

Ausbau der Nebengebäude
Nachdem Hai die Flöcksmühle, die wir eigentlich als Zentrum für Eltern, Ältere, Ehemalige und Freunde nutzen wollten, verkauft hatte, überlegten wir, welches Gebäude als Ersatz genutzt werden kann. Unsere Wahl fiel auf die alte Werkstatt, da diese etwas abseits der eigentlichen Mühle liegt. Das Dach wurde komplett saniert und mit Dachpappe gedeckt. Es wurden Fenster und Türen eingebaut, Kamine hochgemauert und einzelne Räume abgeteilt. Diese wurden an einzelne Mitglieder unseres Bundes vergeben, die, im Gegenzug für das Nutzungsrecht an den Räumen, einen monatlichen Obolus entrichteten. Über diese Beiträge wurde dann in den folgenden zwei Jahrzehnten der Großteil des Kredites, mit dem Mühle erworben worden war, abbezahlt. Auch hier war es wieder so, dass der weitere Ausbau in Eigenregie erfolgte.
Auch das ehemalige Altenteil, also der Gebäudeteil rechts neben dem Haupthaus, wo früher die Großeltern der Familie Schäfer wohnten, wurde gerettet. Der Anbau wurde bis auf die Grundmauern entkernt, Ringanker auf die Außenmauern gegossen und die Dächer erneuert. Der kleine Anbau zur Kapelle hin, den wir als ‚Kanzlei‘ bezeichnen, konnte ebenso gerettet werden.
Was früher ein Hühnerstall war wurde saniert und zu einem ‚Nest‘ für kleine Gruppen umfunktioniert. Heute würde man es wohl Tiny House nennen.

Nachdem wir durch harte Arbeit innerhalb weniger Jahre die meisten Gebäude vor dem Verfall bewahren konnten und die Räume soweit hergerichtet hatten, dass sie für unsere Bedürfnisse ausreichten und für uns nutzbar waren, wurde es Zeit, auch einmal an Annehmlichkeiten zu denken. Also wurde der ehemalige Fohlenstall zur Sauna umgebaut. Außerdem wurden Duschen, Waschbecken und eine Toilette eingebaut.
Auf diese Art haben wir insgesamt gut 10 Jahre mit Bauarbeiten an der Mühle verbracht, was unseren kleinen Verein erhebliche Anstrengungen gekostet hat und zwar körperlich, moralisch und finanziell. Zahlreichen Mitgliedern war das ständige Bauen und der aufwändige Unterhalt der Mühle zu viel und sie haben unseren Bund verlassen.
Anfang der 2000er
In den Folgejahren wurden immer wieder Reparaturen und kleinere Umbauten durchgeführt. Die Dächer mussten mehrmals neu mit Dachpappe beklebt oder die alte Pappe geflickt und die Dachrinnen repariert werden, Bad und Wirtschaftsraum wurden neu gefliest und umgebaut. Im Jungenhaus wurde, nachdem mehrere freistehende Holzöfen geklaut worden waren, ein Kachelofen eingebaut und so weiter. Auch in den einzelnen Räumen gab es immer etwas zu tun.
Ein etwas größeres Projekt in dieser Zeit war der Neubau der Dreikammer-Abwassergrube.

Sonst haben wir uns in diesen Jahren ausgiebig der Nutzung unseres Anwesens hingegeben.
Die 2010er Jahre
Im Jahr 2012 wurde bei der Verbandsgemeinde Maifeld ein Antrag auf Nutzungsänderung gestellt. Dies war notwendig, um unser Anwesen in der beabsichtigten Weise nutzen zu dürfen. Irgendwie hatte man das vorher wohl vergessen oder als „nicht so wichtig“ erachtet. Wie dem auch sei. Der Fehler wurde erkannt und die ersten Schritt in die Wege geleitet. Es sollten noch viele weitere folgen! Was uns nämlich erst wie eine Formalität schien, die in wenigen Wochen zu erledigen wäre, hat sich schlussendlich bis 2022 hingezogen. Da mussten Anträge gestellt, Pläne dargelegt, Nachweise beigebracht, Schriftstücke aufgesetzt, Ortsbegehungen durchgeführt, Einsprüche widerlegt und Entgegenhaltungen entkräftet werden. Was wir im Rahmen dieses Verfahrens erlebt haben, wäre allein schon Stoff für ein eigenes Kapitel. Natürlich hat das alles seinen Wert und seine Richtigkeit. Es kann nicht jeder einfach machen, was er will. Daher braucht es solche ordnungsrechtlichen Verfahren. Für uns als kleinen Verein mit ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeitern – übrigens alle keine Architekten, Bauingenieure oder Juristen – und wenig finanziellen Möglichkeiten war das Verfahren aber kaum zu bewältigen. Vielmehr hat es erhebliche Ressourcen und Kapazitäten gebunden, die an anderer Stelle besser eingesetzt gewesen wären. Aber sehen wir es positiv: Die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung haben sich ausgiebig Zeit gelassen, um die unterschiedlichen, sich teilweise widersprechenden Ziele und Schutzgüter gegeneinander abzuwägen und eine ausgewogene Entscheidung, die einen Interessenausgleich herstellt, zu treffen. Und so dürfen wir, der kleine Vorgriff in der Chronologie sei gestattet, seit Ende 2022 unsere Ruitscher Mühle offiziell als Freizeitgelände und offene Begegnungsstätte nutzen.
Die rechtliche Unsicherheit während dieser Zeit hat ein neues Problem geschaffen: Sollten und wollten wir überhaupt noch Geld in den Erhalt unserer Mühle investieren, wenn nicht geklärt ist, ob unser Bundeszentrum überhaupt in der bisherigen Weise weiter bestehen kann? Beispielsweise war das Dach des Jungenhauses über die Jahre undicht geworden und dringend sanierungsbedürftig. Aber was ist, wenn der Vorstand Investitionen von mehreren zehntausend Euro tätigt und das Antragsverfahren scheitert? Dann wäre das ganze Geld unnötig investiert worden und aus Vereinssicht futsch! Man hätte das dem Vorstand als grob fahrlässig vorhalten und ihn deswegen verklagen können. Daher wurden größere Ausgaben erst einmal nicht getätigt. Dass das die Vereinsmitglieder nicht gerade motiviert, wenn man über ein Jahrzehnt hinweg immer wieder vertrösten muss, kann sich jeder vorstellen, der selber schon einmal ähnliche Verantwortung übernommen hat. Mitglieder, die etwas tun möchten, aber nicht dürfen, gehen woanders hin. Und so war es auch. Natürlich gab es auch andere Gründe. Aber das Nicht-Wissen-Wohin war schwerwiegend.
2017 wurde der Ruitscher Bach renaturiert. Das war für uns ein sehr einfaches Projekt. Denn die gesamte Maßnahme wurde von einer Garten- und Landschaftsbau Firma im Auftrag der Gemeinde durchgeführt. Da die Zufahrtsstraße als nicht ausreichend tragfähig erachtet wurde, mussten für die schweren Baumaschinen extra eine Baustraße über die Nette angelegt werden. Das alte Stauwehr musste dem leider weichen. Auch die Betonrinne, in welcher der Ruitscher Bach über das Gelände geführt wurde, wurde entfernt. Danach wurden hinter unserer „Werkstatt“ vorbei zur Nette ein neues Bachbett gebaggert, die Ufer befestigt und Bäume gepflanzt.
Das Endergebnis kann sich sehen lassen. Unser Gelände hat dadurch ein weiteres wildromantisches Element hinzugewonnen.

Nachdem wir uns, wie oben beschrieben, lange gescheut haben, Arbeitskraft und Geld zu investieren, haben wir uns ab etwa 2018 dazu durchgerungen, die nächsten Projekte in Angriff zu nehmen. Sie begannen zunächst ganz klein, wurden dann aber Jahr für Jahr größer.
2018
Im Durchgang des Jungenhauses wurden Stolperfallen beseitigt und eine Rampe betoniert. An den Treppenaufgängen wurden Haltegriffe montiert. Die Außenbeleuchtung am Jungenhaus wurde erneuert.

2019
Hinter dem Jungenhaus wurde ein Kräutergarten angelegt. Die ehemalige Wasserrinne wurde ausgehoben und der Löschteich abgedichtet. Im Hof wurden Überwachungskameras installiert, die Fläche hinter dem Jungenhaus wurde entsiegelt und begradigt und eine Rampe zum Bad hin angelegt. Außerdem wurde mit der Sanierung der Sauna begonnen.

Die Corona-Jahre und danach
Die Jahre ab 2020 waren auch für uns eine besonders schwerere Zeit. Ein Lockdown folgte dem anderen und durch Maßnahmen wie Maskenpflicht, Versammlungsverbot, Personenzahlbeschränkungen usw. wurde unser Vereinsleben massiv gestört. Besonders hart für uns waren die Auflagen für das Musizieren: da man beim Singen in Innenräumen einen Abstand von 6 Metern halten musste, kam das bei unseren Räumlichkeiten einem Gesangsverbot gleich! Leider haben manche Mitglieder nicht verstanden, dass die allgemeinen Regeln auch auf unserer Mühle galten und vom Vorstand durchgesetzt werden mussten. Hierdurch gab es leider einige Brüche.
So gut es ging, haben wir unsere Aktivitäten aufrecht erhalten, und trotzdem einige kleinere Projekte umsetzen können.
2020
Auf der begradigten Fläche hinter dem Jungenhaus wurde eine Feuerstelle angelegt und im hinteren Bereich des Hofes Überwachungskameras installiert. Im Wirtschaftsraum wurde ein Bodeneinlauf für Wasser eingebaut. Außerdem wurde mit der Sanierung des kleinen Festsaals begonnen.
2021
Die ehemalige Wasserrinne wurde zum Vorbecken umgebaut. Zwischen Hundehütte und Hühnerstall wurden ein kleiner Garten mit Komposthaufen angelegt. Die Sanierung des kleinen Festsaals wurde fortgeführt.

Nachdem wir uns auf die Art über die Jahre hinweg von ganz kleinen zu etwas größeren Projekten vorgearbeitet hatten und sozusagen zu Höchstform aufgelaufen waren, kam es dann richtig dick!
Die Sach‘ mit dem Dach (Teil II) - Jetzt aber richtig!
Im Jahr 2021 war das Dach des Jungenhauses so undicht geworden, dass man schon im Vorraum der Toiletten duschen konnte! Wir haben es mal gemessen: durch die Decke kamen mehr als 10 Liter Wasser in 5 Minuten. Auch im Festsaal, dem Wirtschaftsraum und in der Sauna quoll das Wasser bei Regen aus den Decken. Also haben wir entschieden, das Dach endlich zu sanieren oder es machen zu lassen. Weil die Angebote der Firmen aus der Umgebung neben dem kalkulierten Endbetrag auch immer einen Betrag „+ X, je nachdem was noch alles zu Tage tritt“ auswiesen, haben wir uns entschlossen, alles in Eigenleistung zu machen. Aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung, denn der Betrag X hätte sicherlich in der Größenordnung von 20.000 € gelegen.

Also wurde Material bestellt, sämtliche Manpower zusammengesucht und es ging los. Wir mögen Anglizismen zwar nicht gerade, aber die wörtliche Übersetzung „Manneskraft“ passt hier einfach nicht :-).
Wie man ein Dach saniert (ein Rezept zum Nachmachen)
Man nehme an Material:
- ein Gerüst – ausreichend lang und hoch, damit man überall hinkommt ohne abzustürzen,
- einige Kubikmeter Holz in unterschiedlichen Formen und Abmessungen, besser lang und schmal als flach und breit,
- ca. 400 Quadratmeter Trapezbleche,
- 20 Rollen Dachpappe,
- 182 Päckchen Schrauben in unterschiedlichen Dimensionen für verschiedene Zwecke,
- mindestens 68 Kisten Bier
- und jede Menge Verpflegung.
Als Werkzeug braucht man:
- 3 Akkuschrauber
- mindestens passende 6 Akkus mit zugehörigen Ladegeräten,
- ca. 2503 Schrauber-Bits, 3 zum Arbeiten, die Restlichen zum verlieren,
- mehrere Hämmer mit unterschiedlichen Gewichten und Formen,
- 2 Motorsägen, eine mit Akku und eine mit Sprit, falls mal der Akku der anderen leer ist,
- je 1 kleiner und großer Kuhfuß,
- 1 Dachpappenbrenner einschließlich ausreichend Gas,
- 1 Wasserwaage,
- 1 Richtlatte,
- 1 Geodreieck mit mindestens 4 Metern Seitenlänge,
- eine Kameradrohne.
Außerdem an Personal:
- 3 kräftige Dachhasen, die sägen, schrauben und hämmern können,
- 5 Leute Bodenpersonal, davon 2 zum Anreichen, Bleche schneiden, Akkus laden, Kaffee kochen, Getränke holen usw., 1 zum Bits-Suchen (also die Schraubdinger, nicht das Getränk), 1 zum Drohnefliegen, 1 zum Herumstehen,
- 1 Koch, der was kann und tut was er soll,
- 1 Küchenjunges, zum Schnibbeln,
- 2 Leute Spüldienst, die ebenfalls tun was sie sollen, aber können brauchen die nix.
Man kann auch mit weniger Personen auskommen, wenn welche dabei sind, die mehrfachbegabt sind und zum Beispiel Drohne fliegen und kochen können, oder Herumstehen und Bits-Sammeln.
Als erstes braucht man natürlich einen Plan, wie man vorgehen will. Das war schnell erledigt. Ihr seht hier ein Bild davon.

Der Rest ist eigentlich ganz einfach.
Fleißige Menschen zusammenrufen,

altes Dach raus oder wo nötig ausbessern,

neues Dach drauf,


FERTIG !

Natürlich war es nicht so einfach. Ganz im Gegenteil. Wir haben im Mai den Entschluss gefasst, im Juli mit den Arbeiten begonnen und waren im November weitgehend fertig. In dem gesamten Zeitraum waren wir fast jedes Wochenende vor Ort, teilweise von Mittwoch bis Sonntag, haben manchmal schon um 7 Uhr morgens angefangen und teilweise bis abends um 9 gearbeitet. Es hat die Beteiligten wirklich viel Anstrengung abverlangt und jede Menge Kraft gekostet. Aber es hat sich gelohnt. Was war das für ein tolles Gefühl, als wir es endlich geschafft hatten und im Dezember unser traditionelles Winterfest in einem trockenen Festsaal feiern konnten!
2022
In diesem Jahr wurde das Dach der Sauna gedeckt und ein Großteil des Gerüstes abgebaut. Die Sanierung des kleinen Festsaals wurde weiter fortgesetzt. Im Wirtschaftsraum und im Kabuff wurden neue Regale installiert. Auf der Zeltwiese wurden fünf neue Obstbäume gepflanzt, um den ursprünglichen Streuobstwiesencharakter wieder herzustellen und die Biodiversität zu erhöhen.
Da die Zufahrtsstraße stark in Mitleidenschaft gezogen und stellenweise weggebrochen war, wurde der Weg von der Stadt saniert.
Um uns nach der anstrengenden Sanierung des Daches wieder einmal zu belohnen und uns ein paar Annehmlichkeiten zu verschaffen, haben wir einen Kleintraktor mit Mähwerk angeschafft, einen Gastro-Gasherd besorgt und im großen Festsaal einen neuen Kaminofen installiert einschließlich neuem Edelstahlkamin.
2023
Erst im Sommer dieses Jahres, etwas mehr als zwei Jahre nach dem Beginn, haben wir endlich die letzten Arbeiten am neuen Dach des Jungenhauses erledigt bekommen. Die letzten Sparren wurden verstärkt, der Dachüberstand mit Holzschutz versehen und die Kaminhaube eingebaut. Der Gasanschluss des Gasherds wurde installiert und ein stilechter Aufbewahrungsschrank für die Gasflaschen gebaut. Die Kapelle bekam ein Gittertor damit keiner die darin aufgestellte Statue stehlen kann. Die Sanierung der Sauna wurde weiter fortgesetzt und der kleine Festsaal mit einer Holzvertäfelung versehen. Auf der Wiese wurden zwei weitere Obstbäume gesetzt und zwei alte Baumstümpfe zu Stehtischen umfunktioniert. Die Regale im Wirtschaftsraum wurden umgebaut und in der Werkstatt Regale eingebaut. Für unser traditionelles Mittsommerfest wurden im Hof vor dem Durchgang des Jungenhauses sowie vor den vorderen Fenstern zwei Vordächer als Schutz vor Sonne und Regen errichtet. Der Bau der Festtafeln für den kleinen Festsaal wurde in Angriff genommen.
2024
Der Bau der Festtafeln wurde fortgesetzt. Das Seilsystem für das Vordach im Hof wurde erneuert und weitere Seile im Durchgang gespannt, die zum Trocknen von Zeltplanen dienen. Während einer einzigen Arbeitswoche im Sommer haben wir das komplette Dach der Werkstatt mit Trapezblechen gedeckt. Im Oktober wurde dann noch das Flachdach des Anbaus am Ordenshaus vom alten Estrich befreit und mit Dachpappe abgedichtet.


Der Traum – Teil II
Wie man heute sieht, die Bilder unten zeigen es, hat es bisher nicht geklappt, den oben geschilderten Traum zu verwirklichen. Zumindest noch nicht ganz. Einiges ist uns schon gelungen. Immerhin konnten wir mit unseren wenigen Mitgliedern und geringen Mitteln bis auf das ehemalige Haupthaus alle Gebäude vor dem Verfall bewahren und nutzbar machen. Und wir sind ja noch nicht fertig. Vielleicht finden sich ja auch in Zukunft noch Menschen, denen das Projekt "Ruitscher Mühle" am Herzen liegt und die bereit sind, den Aufbau weiter voranzutreiben.
Vielleicht geht dann der Traum eines Tages doch noch in Erfüllung. Man weiß nie, was noch kommt…
